Warum du dich auf einen Stromausfall vorbereiten solltest
Stromausfälle gehören zu den realistischsten Krisenszenarien in Deutschland – und gleichzeitig zu den am meisten unterschätzten. Nicht weil sie täglich passieren, sondern weil wir uns so sehr daran gewöhnt haben, dass Strom einfach da ist.
Aber was passiert, wenn er nicht mehr da ist? Nicht nur für eine Stunde, sondern für Tage?
Die Realität: Ohne Strom bricht innerhalb kürzester Zeit fast alles zusammen, was unser modernes Leben ausmacht. Licht, Heizung, Herd, Kühlschrank, Internet, Handy-Netz, Geldautomaten, Tankstellen, Wasserversorgung – alles fällt nach und nach aus. In einem flächendeckenden Blackout verwandelt sich eine moderne Großstadt binnen Stunden in ein Krisengebiet.
Die gute Nachricht: Mit etwas Vorbereitung kannst du einen mehrtägigen Stromausfall problemlos überstehen – während deine Nachbarn im Dunkeln frieren. Dieser Artikel zeigt dir genau, wie.
Was passiert bei einem längeren Stromausfall?
Um dich richtig vorzubereiten, musst du verstehen, was wirklich passiert.
Die ersten 30 Minuten: Irritation
- Licht geht aus
- WLAN fällt aus
- Die meisten denken: “Sicherung raus? Gleich geht’s wieder.”
- Handy funktioniert noch (Mobilfunknetz läuft auf Notstrombatterien)
- Heizung stoppt (außer alte Gasheizungen ohne elektrische Steuerung)
Was du tun solltest: Ruhe bewahren. Prüfe, ob nur deine Wohnung oder die ganze Straße betroffen ist. Hol Taschenlampen (NICHT sofort Kerzen anzünden – Brandgefahr). Schalte unnötige Geräte aus, damit beim Wiederkommen des Stroms kein Überlastungsschaden entsteht.
Nach 2-4 Stunden: Erste Einschränkungen
- Handynetz wird instabil (Notstromakkus der Mobilfunkmasten leeren sich)
- Erste Supermärkte schließen (Kassen funktionieren nicht, Kühlung fällt aus)
- Tankstellen außer Betrieb (Zapfsäulen brauchen Strom)
- Kühlschrank/Gefrierschrank beginnen aufzutauen
Was du tun solltest: Informiere dich über Warn-Apps (NINA), Batterie-Radio oder Nachbarn. Lade Handys über Powerbanks auf. Öffne Kühlschrank NICHT – jede Minute geschlossen hält die Kälte länger.
Nach 8-12 Stunden: Kritische Phase beginnt
- Mobilfunknetz fällt weitgehend aus (keine Anrufe, kein Internet)
- Bankomaten funktionieren nicht
- Wasserversorgung wird kritisch (wenn Pumpen betroffen sind)
- Im Winter: Wohnungen kühlen ab (ohne Heizung sinkt Temperatur um 1-2°C pro Stunde)
- Nachts: Totale Dunkelheit (keine Straßenlaternen, keine Ampeln)
Was du tun solltest: Rationiere Batterien. Beginne, kalt zu essen (Notvorräte nutzen). Ziehe dich warm an. Fülle Badewanne mit Wasser (falls noch verfügbar).
Nach 24 Stunden: Echter Blackout
- Die meisten Menschen haben keine funktionierenden Lichtquellen mehr
- Lebensmittel im Kühlschrank beginnen zu verderben
- Im Winter: Frostgefahr in Wohnungen (unter 10°C)
- Soziale Spannungen steigen (Plünderungen in Supermärkten möglich)
- Notstrom-Aggregate in Krankenhäusern und kritischer Infrastruktur werden knapp
Was du tun solltest: Bleib zu Hause (außer bei akuter Gefahr). Nutze Campingkocher zum Kochen (nur mit Belüftung!). Rationiere Vorräte. Halte Kontakt zu Nachbarn.
Nach 3-7 Tagen: Versorgungskrise
- Nahrungsmittelknappheit (Supermärkte können nicht beliefert werden)
- Müll stapelt sich (Entsorgung funktioniert nicht)
- Hygiene-Probleme (kein Wasser, Toiletten funktionieren nicht)
- Medizinische Notfälle häufen sich (Medikamente ohne Kühlung unbrauchbar, Dialyse-Patienten in Gefahr)
Was du tun solltest: Dein Notvorrat ist jetzt Gold wert. Teile mit Nachbarn, die vorbereitet sind. Nutze Grauwasser für Toilettenspülung. Halte dich an offizielle Anweisungen (Radio).
Nach 10+ Tagen: Gesellschaftlicher Zusammenbruch
- Ohne zentrale Koordination brechen Strukturen zusammen
- Evakuierungen werden organisiert
- Bundeswehr und Katastrophenschutz übernehmen Versorgung
Was du tun solltest: Hoffentlich ist der Strom bis dahin zurück. Wenn nicht: Folge den Anweisungen der Behörden. Dein Notfallplan sollte dich bis hierhin tragen.
Deine Stromausfall-Checkliste: Das brauchst du wirklich
1. Licht und Orientierung
Ohne Licht bist du hilflos. Das ist die erste Priorität.
Notbeleuchtung – was funktioniert:
Taschenlampen (LED):
- Mindestens 3 Stück pro Haushalt
- LED verbraucht wenig Energie, hält lange
- Eine starke (300+ Lumen) für draußen, kleinere für Innenräume
- Kosten: 10-30 Euro pro Lampe
Stirnlampen:
- Hände frei beim Arbeiten
- Perfekt für Kochen, Reparaturen, Toilettengang nachts
- Kosten: 15-40 Euro
Kurbellampen/Solarlampen:
- Funktionieren ohne Batterien
- Perfekt für längere Ausfälle
- Oft mit Radio und USB-Ladeport kombiniert
- Kosten: 20-50 Euro
Campinglampen:
- Beleuchten ganzen Raum
- Warmweißes Licht angenehmer als kaltweiß
- Hänge sie an die Decke (Lichtschirm-Improvisation)
- Kosten: 15-50 Euro
Kerzen und Sturmlaternen:
- Atmosphärisch, aber: BRANDGEFAHR
- Nur verwenden, wenn jemand wach ist
- Nie in Kindernähe oder auf instabilen Unterlagen
- Besser als nichts, aber nicht erste Wahl
- Kosten: 5-20 Euro
Batterien und Akkus:
- Vorrat für mindestens 10 Tage Dauerbetrieb
- AA und AAA am gebräuchlichsten
- Lithium-Batterien halten länger als Alkaline
- Lagere kühl und trocken
- Kosten: 15-30 Euro (Vorrat)
Powerbanks:
- Für Handy, Tablet, kleine LED-Lampen
- Mindestens 20.000 mAh Kapazität
- 2-3 Stück voll geladen vorhalten
- Alle 3 Monate nachladen (Akkus entladen sich selbst)
- Kosten: 25-50 Euro pro Stück
Solar-Ladegeräte:
- Für längere Ausfälle (ab 5+ Tage)
- Laden Powerbanks tagsüber auf
- 20+ Watt Leistung empfohlen
- Kosten: 50-100 Euro
Praxistipp: Teste JETZT, ob deine Taschenlampen funktionieren. Wie viele Stunden hält eine Batterie? Wo hast du die Ersatzbatterien gelagert – findest du sie im Dunkeln?
2. Heizen ohne Strom (im Winter überlebenswichtig)
In einer unbeheizten Wohnung sinkt die Temperatur im Winter schnell unter 5°C – Erfrierungsgefahr ist real.
Heizmöglichkeiten ohne Strom:
Kaminofen/Holzofen (beste Lösung):
- Heizt zuverlässig, unabhängig vom Stromnetz
- Braucht Brennholz-Vorrat (mindestens 100 kg für 10 Tage)
- Falls vorhanden: Absolute Lebensversicherung im Winter
- Kosten: Nur relevant, wenn bereits vorhanden (Einbau: mehrere Tausend Euro)
Gasheizstrahler (Innenraum-geeignet):
- Mit Propangasflaschen betrieben
- NUR Modelle mit Sauerstoffmangelsicherung und Umkippsicherung
- Raum gut belüften (CO-Gefahr!)
- Heizt 10-20 m² Raum
- Kosten: 80-150 Euro + Gasflaschen (ca. 20-40 Euro)
Petroleumofen:
- Sehr effizient, lange Brenndauer
- Geruchsentwicklung (nicht für alle angenehm)
- Gut belüften!
- Kosten: 100-300 Euro + Petroleum (ca. 10-20 Euro/10 Liter)
Warme Kleidung (unterschätzt, aber effektiv):
- Thermounterwäsche (Merinowolle oder Kunstfaser)
- Fleecepullover, Daunenjacke
- Wollsocken, Mütze (30% Wärmeverlust über Kopf!)
- Handschuhe für drinnen
- Kosten: 50-150 Euro (einmalig)
Schlafsäcke:
- Für Nacht essentiell
- Komfortbereich mindestens -5°C
- Besser zwei dünne Schlafsäcke übereinander als einer
- Kosten: 40-100 Euro
Wärmflaschen:
- Wasser auf Campingkocher erhitzen
- Hält 4-6 Stunden warm
- Perfekt fürs Bett oder unterwegs
- Kosten: 10-20 Euro
Iso-Matten, Decken:
- Isolieren gegen kalten Boden
- Mehrere Decken schichten
- Rettungsdecke (Gold/Silber) reflektiert Körperwärme
- Kosten: 10-50 Euro
NIEMALS (Lebensgefahr!):
- Holzkohlegrill in Innenräumen (Kohlenmonoxid – tödlich!)
- Campingkocher zum Heizen (CO-Gefahr, Explosionsgefahr)
- Offenes Feuer in der Wohnung
- Teelicht-Öfen (beliebter Internet-Mythos – heizt nicht, Brandgefahr hoch)
Praxistipp: Richte einen “warmen Raum” ein – einen kleinen Raum (Schlafzimmer, Arbeitszimmer), den du mit minimaler Heizung warm halten kannst. Isoliere Fenster mit Decken, halte Türen geschlossen.
3. Kochen ohne Strom
Deine Vorräte nützen nichts, wenn du sie nicht zubereiten kannst.
Kochgeräte für Stromausfall:
Campingkocher (Gas):
- Standard-Lösung, zuverlässig
- Mit Schraubkartuschen (MSF-1a) oder Stechkartuschen
- 10-15 Kartuschen für 10 Tage
- NUR in gut belüfteten Räumen nutzen (Fenster auf!)
- Kosten: 20-50 Euro + Kartuschen (2-4 Euro/Stück)
Spirituskocher:
- Geruchsarm, einfach
- Brennt langsamer als Gas
- Brennspiritus (5 Liter für 10 Tage)
- Kosten: 15-30 Euro + Spiritus (10 Euro)
Holzofen, Kamin:
- Wenn vorhanden: Ideal
- Kochen auf Herdplatte oder in gusseisernem Topf
- Brennholz-Vorrat nötig
Grill (Kohle oder Gas):
- Nur draußen nutzen!
- Bei gutem Wetter eine Option
- Holzkohle oder Gasflasche vorhalten
- Kosten: Oft bereits vorhanden
Trockenbrennstoff (Esbit):
- Kompakt, leicht, lange haltbar
- Für Notfall-Tee/Suppe ausreichend
- Nicht für große Mahlzeiten
- Kosten: 10-20 Euro
Kalte Mahlzeiten:
- Viele Vorräte brauchen keine Zubereitung
- Brot, Aufstrich, Konserven direkt aus Dose
- Müsli mit H-Milch
- Nüsse, Trockenfrüchte, Riegel
Wasser erhitzen:
- Für Tee, Kaffee, Instant-Mahlzeiten
- Auch zum Desinfizieren (Abkochen)
- Wasserkocher funktioniert ohne Strom nicht – nutze Campingkocher
Praxistipp: Übe VORHER mit deinem Campingkocher. Wie lange dauert es, 1 Liter Wasser zu erhitzen? Wie wechselst du eine Gaskartusche? Im Notfall willst du das nicht zum ersten Mal machen.
4. Wasser sichern
Bei längerem Stromausfall fallen oft auch Wasserpumpen aus – kein Wasser aus der Leitung. Wasserlagerung und -aufbereitung sind bei Stromausfall kritisch – unser umfassender Ratgeber zur Wasservorsorge zeigt dir alle Details.
Sofortmaßnahmen (wenn Warnung kommt):
- Badewanne volllaufen lassen (falls Leitungswasser noch funktioniert)
- Alle Töpfe, Eimer, Flaschen mit Wasser füllen
- WaterBOB nutzen (Badewannen-Wassersack, hält Wasser sauber)
Langfristige Vorsorge:
- 20-30 Liter Wasser pro Person lagern
- Wasserfilter bereithalten (falls du auf Regenwasser/Flusswasser angewiesen bist)
- Wasserentkeimungstabletten (100 Stück)
Grauwasser-Recycling:
- Wasser von Händewaschen/Geschirrspülen auffangen
- Für Toilettenspülung nutzen
- Rationiere Wasserverbrauch strikt
5. Kommunikation und Information
Ohne Internet, Handy und TV bist du von Informationen abgeschnitten – das ist gefährlich.
Radio (batteriebetrieben oder Kurbel):
- Wichtigste Informationsquelle bei Blackout
- Empfange lokale Sender und Katastrophenwarnungen
- Kurbelradio braucht keine Batterien
- Kosten: 20-50 Euro
Warn-Apps (NINA, KATWARN):
- Funktionieren, solange Handy-Akku und Mobilfunknetz verfügbar
- Lade vorher herunter, aktiviere Push-Nachrichten
- Kosten: Kostenlos
Powerbanks:
- Halten Handy am Leben
- 2-3 volle Powerbanks = mehrere Tage Smartphone-Nutzung
- Kosten: 25-50 Euro
Nachbarschaftsnetzwerk:
- Sprich JETZT mit Nachbarn über Krisenvorsorge
- Tauscht Telefonnummern aus
- Verabredet Treffpunkt oder Klopfzeichen
- Im Notfall: Gegenseitige Unterstützung ist Gold wert
Wichtige Nummern ausdrucken:
- 112 (Notruf)
- Familiennummern, Freunde
- Versorger, Hausverwaltung
- Wenn Handy leer ist, hilft dir das
6. Lebensmittel schützen und nutzen
Kühlschrank und Gefrierschrank fallen aus – du musst schnell reagieren.
Sofortmaßnahmen:
- Kühlschrank/Gefrierschrank NICHT öffnen (hält Kälte 4-24 Stunden)
- Temperatur messen (Thermometer rein legen, BEVOR Strom ausfällt)
- Bei Ausfall über 12 Stunden: Lebensmittel an kältesten Ort verlagern
Lebensmittel-Prioritäten:
- Sofort verbrauchen (0-6 Stunden): Frisches Fleisch, Fisch, offene Milchprodukte
- Bald verbrauchen (6-24 Stunden): Käse, Wurst, geschlossene Milchprodukte
- Hält länger (1-3 Tage): Gemüse, Obst, Eier, Butter
- Unbegrenzt haltbar: Alles aus Notvorrat (Konserven, Nudeln, Reis)
Im Winter:
- Nutze Balkon, Keller, Garage als natürlichen Kühlschrank
- Temperatur unter 5°C: Sicher für Lebensmittel
Gefriergut retten:
- Volle Gefriertruhen halten 48 Stunden (geschlossen!)
- Bei drohendem Auftauen: Lebensmittel kochen/braten und dann essen (verlängert Haltbarkeit)
- Oder: An Nachbarn mit Notstrom-Generator abgeben, teilen
Notvorräte nutzen:
- Jetzt zeigt sich, ob deine Vorbereitung funktioniert
- Konserven, Nudeln, Reis, H-Milch sind jetzt deine Rettung
7. Hygiene ohne fließendes Wasser
Hygiene wird bei längerem Stromausfall zur Herausforderung – aber ist machbar.
Händewaschen:
- Desinfektionsgel (Vorrat anlegen, 5-10 Flaschen)
- Feuchttücher
- Minimales Wasser mit Seife (in Schüssel, nicht unter laufendem Hahn)
Körperhygiene:
- Trockenshampoo
- Feuchttücher für Ganzkörper-Reinigung
- Deo (Deo-Stick spart Wasser)
- Babypuder gegen Schweiß und Geruch
Zähneputzen:
- Mit minimalem Wasser (Becher, ca. 50 ml)
- Zahnpasta ausspucken in Beutel (nicht runterspülen)
Toilette:
- Spülung funktioniert oft auch ohne Strom (Wassertank auf Dach nutzt Schwerkraft)
- Wenn nicht: Mit Eimer Wasser nachgießen (Grauwasser nutzen)
- Bei Totalausfall: Campingtoilette oder Eimer mit Müllbeutel + Katzenstreu
Müll:
- Sammelt sich schnell an
- In verschlossenen Beuteln lagern (Geruch, Ungeziefer)
- Bei längerem Ausfall: Verbrennen (nur draußen!) oder vergraben
8. Medizinische Vorsorge
Stromausfall kann für chronisch Kranke lebensbedrohlich sein.
Medikamente:
- Vorrat für mindestens 2 Wochen
- Kühlpflichtige Medikamente (Insulin!): In Kühltasche mit Kühlakkus
- Liste aller Medikamente mit Wirkstoffen (nicht nur Handelsnamen)
Erste-Hilfe-Set:
- Verbandsmaterial, Pflaster, Desinfektionsmittel
- Schmerzmittel, Fiebermittel
- Durchfallmittel, Elektrolytlösungen
- Persönliche Medikamente
Notstrom für medizinische Geräte:
- Wenn du auf Beatmungsgerät, Dialyse, Sauerstoff angewiesen bist: Melde dich bei deinem Versorger für Notstrom-Priorisierung
- Batterie-Backup für CPAP, Insulinpumpen etc. bereithalten
Notfallkontakte:
- Hausarzt, Facharzt
- Apotheken-Notdienst
- 112 funktioniert meist auch bei Netzausfall (über Notstrom)
9. Bargeld und Dokumente
Ohne Strom funktionieren Geldautomaten und Kartenzahlung nicht.
Bargeld:
- Mindestens 200-500 Euro in kleinen Scheinen zu Hause
- 5er, 10er, 20er (niemand kann 100er wechseln)
- In Krippe/Safe oder gut versteckt
Wichtige Dokumente:
- Kopien von Ausweisen, Versicherungen, Grundbuchauszügen
- USB-Stick mit digitalen Kopien (verschlüsselt)
- In wasserdichter Dokumentenmappe
Wertsachen:
- Liste mit Fotos (für Versicherung)
- Nicht alle an einem Ort lagern
10. Sicherheit und Psychologie
Längere Stromausfälle können zu sozialen Spannungen führen.
Sicherheit:
- Türen und Fenster abschließen
- Keine Wertgegenstände sichtbar lagern
- Taschenlampe nicht unnötig nach draußen richten (zeigt, dass du vorbereitet bist)
- Nachbarschaftshilfe organisieren (gemeinsam stärker)
Psychologische Vorbereitung:
- Beschäftigung planen (Bücher, Gesellschaftsspiele, Karten)
- Besonders für Kinder wichtig
- Routine aufrechterhalten (feste Essenszeiten, Schlafzeiten)
- Hoffnung bewahren: Strom kommt zurück
Kinder beruhigen:
- Erkläre altersgerecht, was passiert
- Mach ein Abenteuer daraus (“Camping zuhause”)
- Lieblingskuscheltier griffbereit
- Gemeinsame Aktivitäten (Geschichten erzählen, Singen)
Dein Stromausfall-Aktionsplan: Was tun, wenn der Strom ausfällt?
Phase 1: Erste 15 Minuten – Ruhe bewahren
- Nicht in Panik verfallen – Die meisten Stromausfälle sind nach 30 Minuten vorbei
- Prüfen, ob flächendeckend – Schau aus dem Fenster: Sind Nachbarn auch betroffen? Straßenbeleuchtung aus?
- Sicherungen prüfen – Falls nur deine Wohnung betroffen: FI-Schalter, Hauptsicherung gecheckt?
- Taschenlampen holen – NICHT sofort Kerzen anzünden (Brandgefahr)
- Unnötige Geräte ausschalten – Verhindert Überlastungsschaden beim Wiederkommen des Stroms
- Handy schonen – Flugmodus aktivieren (spart Akku), nur für wichtige Kommunikation nutzen
Phase 2: Nach 30 Minuten – Vorbereiten
- Informationen einholen – Radio einschalten (batteriebetrieben), NINA-App checken (solange Netz funktioniert)
- Nachbarn kontaktieren – Wissen die was? Braucht jemand Hilfe (ältere Menschen, Kranke)?
- Kühl- und Gefrierschrank nicht öffnen – Jede Öffnung verkürzt Haltbarkeit um Stunden
- Wasser sichern – Falls noch verfügbar: Badewanne, Töpfe, Eimer füllen
- Powerbanks ans Handy – Lade Handy auf, solange Powerbanks voll sind
- Heizung vorbereiten – Bei Winterausfall: Warme Kleidung anziehen, Schlafsäcke bereit legen
Phase 3: Nach 2-4 Stunden – Einrichten
- Campingkocher aufbauen – Bereite erste warme Mahlzeit zu (Suppe, Tee)
- Licht rationieren – Nicht alle Taschenlampen gleichzeitig an, Batterien sparen
- Warmen Raum einrichten – Einen Raum als Aufenthaltsort definieren, Rest kalt lassen
- Kontakt halten – Solange Netz funktioniert: Familie informieren, Check-in mit Freunden
- Lebensmittel-Prioritäten – Plane, was du zuerst verbrauchen musst (Verderbliches)
Phase 4: Nach 12+ Stunden – Survival-Modus
- Wasserverbrauch minimieren – Nur Notwendiges, Grauwasser recyceln
- Notvorräte nutzen – Jetzt bewährt sich deine Vorbereitung
- Tagesstruktur einhalten – Feste Essens-, Schlafzeiten (gibt Sicherheit, besonders Kindern)
- Nachbarschaftshilfe – Tauscht Ressourcen, unterstützt euch gegenseitig
- Information suchen – Radio alle paar Stunden checken (spart Batterien)
- Geduld bewahren – Strom wird zurückkommen. Deine Vorbereitung trägt dich durch.
Häufige Fehler bei Stromausfall – Das solltest du vermeiden
Fehler 1: Sofort alle Kerzen anzünden Kerzen sind Brandgefahr Nummer 1 bei Stromausfall. LED-Lampen sind sicherer.
Fehler 2: Kühlschrank ständig öffnen Jede Öffnung lässt Kälte raus. Einmal öffnen, alles Nötige rausholen, sofort wieder schließen.
Fehler 3: Handy-Akku verschwenden Soziale Medien durchscrollen verbraucht Akku. Rationiere Nutzung, Flugmodus aktivieren.
Fehler 4: In Panik alles aufbrauchen Rationiere Vorräte von Anfang an. Du weißt nicht, wie lange der Ausfall dauert.
Fehler 5: Alleine bleiben Isolation ist gefährlich. Halte Kontakt zu Nachbarn, Familie, Freunden.
Fehler 6: Heizen mit gefährlichen Mitteln Holzkohlegrill in Innenräumen = Kohlenmonoxid-Vergiftung = Tod. NIEMALS.
Fehler 7: Keine Informationen einholen Ohne Radio weißt du nicht, was los ist und wann Hilfe kommt.
Fehler 8: Kinder nicht einbeziehen Kinder haben Angst im Dunkeln. Erkläre, was passiert, mach es zum Abenteuer.
Stromausfall-Vorsorge für verschiedene Lebenslagen
Mit Babys und Kleinkindern
Zusätzlich einplanen:
- Babynahrung (kalt essbar oder mit Campingkocher erwärmbar)
- Windeln (2 Wochen Vorrat)
- Feuchttücher
- Warme Kleidung, Schlafsack für Baby
- Lieblingsspielzeug, Kuscheltier (Beruhigung)
- Nachtlicht (LED, batteriebetrieben)
Im Notfall:
- Baby warm halten (Körperkontakt, Tragetuch, Schlafsack)
- Fläschchen mit Campingkocher zubereiten
- Dunkelheit kann Babys verängstigen – viel Nähe geben
Mit älteren oder kranken Personen
Berücksichtige:
- Medikamente kühl lagern (Kühltasche)
- Medizinische Geräte: Notstrom-Backup oder Priorisierung bei Versorger anmelden
- Wärmebedarf höher (ältere Menschen frieren schneller)
- Eventuell eingeschränkte Mobilität (Treppen bei Aufzug-Ausfall)
Im Notfall:
- Engmaschig checken (Nachbarn, Familie)
- Bei medizinischem Notfall: 112 (funktioniert meist auch ohne Netz über Notstrom)
In Mietwohnung ohne Balkon
Herausforderungen:
- Kein Grill, kein Holzofen möglich
- Wenig Lagerplatz
- Eventuell kein Keller
Lösungen:
- Campingkocher am offenen Fenster nutzen (Belüftung!)
- Lebensmittel in Kisten unter Bett/Sofa lagern
- Stirnlampen statt großer Campinglampen (platzsparend)
Im Einfamilienhaus mit Garten
Vorteile:
- Grill, Feuerstelle nutzbar
- Mehr Lagerplatz
- Eventuell Brunnen, Regenwassertonne
Zusätzliche Möglichkeiten:
- Notstrom-Generator (2000-5000W, 500-2000 Euro)
- Solaranlage mit Batteriespeicher (teuer, aber autark)
- Holzofen nachträglich einbauen
Was nach dem Stromausfall zu tun ist
Wenn der Strom zurückkommt, ist die Gefahr nicht sofort vorbei.
Sofortmaßnahmen:
- Nicht sofort alle Geräte einschalten – Überlastung des Netzes vermeiden
- Geräte nacheinander einschalten – Heizung, Kühlschrank, dann Rest
- Kühl- und Gefrierschrank checken – Sind Lebensmittel noch gefroren? Riechen sie normal?
- Uhren neu stellen – Digitale Uhren, Mikrowellen etc.
- Powerbanks aufladen – Sofort wieder aufladen für nächsten Ausfall
- Vorräte auffüllen – Was hast du verbraucht? Nachkaufen
Lessons Learned:
- Was hat gefehlt?
- Was hat gut funktioniert?
- Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?
Notizen machen:
- Schreibe auf, wie lange der Ausfall dauerte
- Was waren die größten Herausforderungen?
- Verbessere deine Vorbereitung basierend auf Erfahrungen
Investitionsplan: Von Basis bis Premium
Du musst nicht alles auf einmal kaufen. Hier ist ein gestaffelter Plan:
Basis-Ausrüstung (100-150 Euro)
- 3 LED-Taschenlampen + Batterien (30 Euro)
- 1 Kurbelradio (30 Euro)
- 1 Campingkocher + 10 Gaskartuschen (40 Euro)
- 2 Powerbanks (50 Euro)
Ergebnis: Du überlebst 3-5 Tage Stromausfall komfortabel.
Standard-Ausrüstung (300-400 Euro)
- Basis-Ausrüstung
- 1 Gasheizstrahler + 2 Gasflaschen (120 Euro)
- Warme Schlafsäcke (2x 50 Euro)
- Zusätzliche Campinglampen (30 Euro)
- Erweiterte Lebensmittel- und Wasservorräte (50 Euro)
Ergebnis: Du überlebst 10-14 Tage Stromausfall, auch im Winter.
Premium-Ausrüstung (1000-2000 Euro)
- Standard-Ausrüstung
- Notstrom-Generator (500-1500 Euro)
- Solar-Ladegerät (100 Euro)
- Erweiterte Brennstoff-Vorräte (50 Euro)
- Zusätzliche Sicherheitsausrüstung (Feuerlöscher, CO-Melder, 100 Euro)
Ergebnis: Du bist wochenlang autark, kannst sogar Kühlschrank betreiben.
Rechtliche Hinweise: Was ist erlaubt?
Campingkocher in Innenräumen:
- Erlaubt, aber nur bei ausreichender Belüftung
- Kohlenmonoxid-Melder empfohlen
- Vermieter kann Nutzung nicht verbieten (Notfall)
Notstrom-Generator:
- Lautstärke beachten (Nachbarschaft)
- Nicht in geschlossenen Räumen betreiben (Abgase!)
- Bei Einspeisung ins Hausnetz: Elektriker konsultieren (Lebensgefahr)
Offenes Feuer (Garten):
- Je nach Bundesland unterschiedlich geregelt
- Im Notfall meist toleriert
- Feuerstelle sicher einrichten
Plünderung:
- Ist und bleibt Straftat
- Auch im Notfall keine Selbstjustiz
Fazit: Vorbereitung gibt Sicherheit
Ein mehrtägiger Stromausfall ist kein Weltuntergang – wenn du vorbereitet bist. Mit einigen grundlegenden Ausrüstungsgegenständen, einem durchdachten Plan und etwas Übung kannst du jeden Blackout meistern, während um dich herum Chaos herrscht.
Die wichtigste Erkenntnis: Du musst kein Überlebenskünstler sein. Du brauchst keine teure High-Tech-Ausrüstung. Was du brauchst, ist:
- Licht (Taschenlampen, Batterien)
- Wärme (warme Kleidung, eventuell Heizgerät)
- Nahrung und Wasser (Notvorrat, Campingkocher)
- Information (Radio)
- Ruhe und Struktur (Plan, Routine)
Dein erster Schritt heute: Geh in deinen Keller oder Schrank und such alle Taschenlampen, die du hast. Funktionieren sie? Sind Batterien drin? Wenn nicht: Kauf morgen 3 LED-Taschenlampen und einen Satz Batterien. Das sind 30 Euro und 20 Minuten Zeit – und im Ernstfall rettet es dich aus dem Dunkel.
Danach kannst du Schritt für Schritt aufstocken. Campingkocher. Schlafsack. Radio. Vorräte. Jede Woche eine kleine Investition – und in 2-3 Monaten bist du bereit.
Der nächste Stromausfall kommt. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Sei bereit.



