Warum Wasser deine Überlebens-Priorität Nummer 1 ist

Ohne Nahrung überlebst du mehrere Wochen. Ohne Wasser nur 3 Tage – bei Hitze oder körperlicher Anstrengung sogar noch kürzer. Wasser ist nicht verhandelbar. Es ist das erste, was du in jeder Krisensituation sichern musst.

Die Realität: Bei einem längeren Stromausfall fallen Pumpen aus. Leitungswasser kommt nicht mehr aus dem Hahn. Bei Hochwasser ist das Trinkwasser verseucht. Bei extremer Trockenheit werden Wasserreserven rationiert. Diese Szenarien sind nicht hypothetisch – sie passieren regelmäßig, auch in Deutschland.

Die gute Nachricht: Wasservorsorge ist einfach, günstig und platzsparend möglich. Dieser Artikel zeigt dir Schritt für Schritt, wie du einen sicheren Wasservorrat anlegst, richtig lagerst und im Notfall sauberes Trinkwasser gewinnst – auch wenn die Leitungen trocken bleiben.

Wie viel Wasser du wirklich brauchst

Die offizielle Empfehlung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz: 2 Liter pro Person und Tag für 10 Tage = 20 Liter pro Person.

Das klingt überschaubar, deckt aber nur das absolute Minimum ab: Trinken und minimales Kochen. Realistisch braucht ein Mensch:

Grundbedarf (pro Person und Tag):

  • Trinken: 1,5-2 Liter
  • Kochen: 0,5-1 Liter
  • Minimale Hygiene (Händewaschen, Zähneputzen): 0,5 Liter
  • Gesamt: 2,5-3,5 Liter täglich

Erhöhter Bedarf bei:

  • Hitze oder hoher Luftfeuchtigkeit: +1 Liter
  • Körperlicher Anstrengung (Evakuierung zu Fuß, Aufräumarbeiten): +1-2 Liter
  • Krankheit (Fieber, Durchfall): +2-3 Liter
  • Schwangerschaft/Stillen: +1 Liter
  • Kinder unter 10 Jahren: ca. 1,5-2 Liter (je nach Alter)
  • Haustiere: 50-100 ml pro kg Körpergewicht

Realistischer Notvorrat für 10 Tage:

  • 1 Person: 30 Liter (statt 20 Liter)
  • 2 Personen: 60 Liter
  • 4-köpfige Familie: 120 Liter
  • Plus Haustiere (z.B. mittelgroßer Hund 15 kg): +10-15 Liter

Praxistipp: Beginne mit dem BBK-Minimum von 20 Litern pro Person und baue schrittweise auf 30-40 Liter auf. Lieber weniger und dafür tatsächlich vorhanden, als theoretisch perfekt geplant und nie umgesetzt.

Wasservorrat anlegen: Diese Optionen hast du

Es gibt verschiedene Ansätze, Wasser zu lagern. Kombiniere mehrere für maximale Sicherheit.

Option 1: Mineralwasser in Flaschen (einfachste Methode)

Vorteile:

  • Sofort trinkbar, keine Aufbereitung nötig
  • Lange haltbar (meist mehrere Jahre MHD)
  • Einfach zu stapeln und zu lagern
  • Bei jedem Supermarkt verfügbar

Nachteile:

  • Platzbedarf (120 Liter = 80 Flaschen à 1,5 Liter)
  • Kosten summieren sich
  • Plastikflaschen können Weichmacher abgeben (nicht in der Sonne lagern!)

So machst du es richtig:

  • Kaufe stilles Wasser (spart CO₂-Problematik bei Lagerung)
  • Wähle Glasflaschen (teurer, aber keine Weichmacher) oder PET-Flaschen ohne BPA
  • Lagere kühl (Keller, nicht Garage im Sommer)
  • Rotiere Vorräte: Nutze älteste Flaschen im Alltag, kaufe neue nach
  • Achte auf verschiedene Größen: 1,5-Liter-Flaschen für Alltag, 0,5-Liter für unterwegs

Kosten-Beispiel: 30 Liter Mineralwasser (20 Flaschen à 1,5 L) = ca. 6-10 Euro (bei Discounter-Wasser)

Option 2: Leitungswasser in großen Behältern

Vorteile:

  • Sehr günstig (fast kostenlos)
  • Flexibel einsetzbar
  • Platzsparend (große Kanister statt vieler Flaschen)

Nachteile:

  • Muss regelmäßig gewechselt werden (alle 6 Monate)
  • Erfordert geeignete Behälter (lebensmittelecht!)
  • Kann bei falscher Lagerung verkeimen

Geeignete Behälter:

  • Wasserkanister (10-20 Liter): Lebensmittelecht, stapelbar, mit Hahn (z.B. Camping-Wasserkanister)
  • Faltbare Wassertanks (10-100 Liter): Platzsparend, wenn leer zusammenfaltbar
  • Große PE-Tonnen (60-200 Liter): Für Keller, wenn Platz vorhanden
  • NICHT geeignet: Alte Benzinkanister, Milchkanister ohne Lebensmittelzulassung, Eimer ohne Deckel

So füllst du Leitungswasser richtig ab:

  1. Behälter gründlich reinigen (mit Spülmittel, mehrfach ausspülen)
  2. Behälter mit kaltem Leitungswasser füllen (kalt hat weniger Keime als warm)
  3. Randvoll füllen, um Luftraum zu minimieren (weniger Bakterienwachstum)
  4. Behälter dicht verschließen
  5. Beschriften mit Datum
  6. Kühl, dunkel und trocken lagern

Optional: 1-2 Tropfen Micropur Classic pro Liter zugeben (hält Wasser bis zu 6 Monate keimfrei)

Tauschzyklus: Alle 6 Monate leeren, Behälter reinigen, neu befüllen. Nutze das alte Wasser zum Gießen oder Putzen.

Option 3: Notfall-Wasserbeutel (kompakt für Bug-Out-Bag)

Für Evakuierungssituationen eignen sich spezielle Trinkwasserbeutel:

Produkte:

  • Datrex Emergency Water Pouches: 125 ml Beutel, 5 Jahre haltbar
  • SOS Emergency Water: Portionsbeutel, kompakt, lange MHD
  • Wasserboxen: 10-20 Liter in Kartonboxen, platzsparender als Flaschen

Einsatzbereich: Nicht für Hauptvorrat, sondern als Ergänzung in Notfalltasche, Auto, Arbeitsplatz

Option 4: Badewanne als Notreserve (wenn Warnung rechtzeitig kommt)

Wenn eine Krise absehbar ist (z.B. Unwetterwarnung, angekündigter Stromausfall):

WaterBOB: Großer Kunststoffbeutel (380 Liter), der in die Badewanne gelegt wird. Wasser bleibt sauber und trinkbar für mehrere Wochen.

Improvisation ohne WaterBOB:

  • Badewanne gründlich reinigen
  • Mit Leitungswasser füllen (randvoll)
  • Nur für Notfall nutzen, nicht für Hygiene (sonst Verunreinigung)
  • Wasser vor Gebrauch abkochen oder filtern

Achtung: Das funktioniert nur, wenn Leitungswasser noch läuft UND du rechtzeitig gewarnt wirst. Verlasse dich nicht allein darauf!

Wasser richtig lagern: So bleibt es trinkbar

Selbst bestes Wasser wird unbrauchbar, wenn du es falsch lagerst. Diese Regeln sind entscheidend:

Lagerungsgrundsätze

1. Kühl lagern

  • Ideale Temperatur: 10-15°C (Keller)
  • NICHT in der Garage lagern, wenn dort im Sommer >30°C herrschen
  • Hohe Temperaturen fördern Keimwachstum und können Weichmacher aus Plastik lösen

2. Dunkel lagern

  • Licht fördert Algenwachstum (bei transparenten Behältern)
  • Dunkle Behälter wählen oder Behälter abdecken/in Kartons lagern

3. Trocken lagern

  • Behälter sollen nicht im Wasser stehen (Schimmelgefahr, Rost bei Metallverschlüssen)
  • Auf Paletten oder Regalen lagern, nicht direkt auf Betonboden

4. Getrennt von Chemikalien lagern

  • KEINE Lagerung neben Benzin, Farben, Putzmitteln (Gerüche/Dämpfe können eindringen)
  • Mindestens 2 Meter Abstand zu chemischen Stoffen

5. Nicht neben Lebensmitteln mit starkem Geruch

  • Wasser kann Gerüche von Zwiebeln, Gewürzen etc. aufnehmen (bei längerer Lagerung)

Haltbarkeit verschiedener Wasserquellen

WassertypBehälterLagerbedingungenHaltbarkeit
Mineralwasser (verschlossen)Original-PET/GlasKühl, dunkel2-5 Jahre (oft länger als MHD)
LeitungswasserLebensmittelecht, dichtKühl, dunkel6 Monate (dann wechseln)
Leitungswasser + MicropurLebensmittelecht, dichtKühl, dunkel6-12 Monate
Notfall-WasserbeutelOriginal-VerpackungKühl, dunkel5 Jahre
Geöffnete FlaschenVerschlossen im KühlschrankKühl2-3 Tage

Rotation: Vorräte aktiv nutzen

Das größte Problem vieler Wasservorräte: Sie werden vergessen und veralten.

Rotationssystem einrichten:

  1. Etikettiere alles: Schreibe Abfülldatum auf jeden Behälter
  2. First-In-First-Out-Prinzip: Älteste Vorräte stehen vorne, neueste hinten
  3. Halbjährliche Kontrolle: Setze dir zweimal im Jahr einen Termin (z.B. beim Zeitumstellung), um Vorräte zu prüfen
  4. Aktiv nutzen: Nimm regelmäßig Flaschen aus dem Vorrat für den Alltag und kaufe neue nach – so bleibt alles frisch

Praxistipp: Nutze eine Notizen-App oder Kalender-Erinnerung: “Wasservorrat prüfen” alle 6 Monate.

Wasser im Notfall aufbereiten: Wenn die Leitungen trocken bleiben

Dein gelagerter Vorrat reicht irgendwann nicht mehr. Dann musst du Wasser aus anderen Quellen gewinnen und aufbereiten.

Schritt 1: Wasserquellen in deiner Umgebung identifizieren (JETZT, nicht im Notfall)

Mögliche Quellen:

  • Regenwasser (Regenrinne, Tonnen)
  • Flusswasser, Bachwasser
  • Seewasser, Teichwasser
  • Brunnen (falls vorhanden)
  • Schwimmbäder, Planschbecken
  • Toilettenspülkasten (nur Klarwasser, nicht aus der Schüssel!)
  • Boiler/Warmwasserspeicher (Ablassventil nutzen)

Wichtig: Identifiziere JETZT, wo die nächste Wasserquelle ist. Laufe die Strecke ab. Überlege, wie du das Wasser transportieren würdest.

Gefahrenquellen meiden:

  • Stehende Gewässer mit sichtbaren Algen (hohe Keimbelastung)
  • Wasser unterhalb von Kläranlagen oder Industriegebieten
  • Wasser mit Öl-Film oder chemischem Geruch
  • Salzwasser (Meer) – nur mit Destillation nutzbar, nicht mit einfachen Filtern

Schritt 2: Wasser vorfiltern (grobe Verunreinigungen entfernen)

Bevor du Wasser abkochst oder filterst, entferne grobe Schmutzpartikel:

Methoden:

  • Durch sauberes Tuch/T-Shirt/Kaffeefilter gießen
  • Einige Stunden stehen lassen → Partikel setzen sich ab → Klares Wasser vorsichtig abgießen (Sediment bleibt am Boden)

DIY-Sandfilter (improvisiert):

  1. Schneide den Boden einer PET-Flasche ab
  2. Stecke Flasche kopfüber in einen Behälter
  3. Fülle von oben nach unten: Sauberes Tuch → Feiner Sand → Grober Sand → Kleine Kieselsteine
  4. Gieße Wasser oben ein → Läuft gefiltert unten heraus
  5. Achtung: Entfernt nur grobe Partikel, KEINE Keime! Wasser danach trotzdem abkochen/desinfizieren

Schritt 3: Wasser desinfizieren (Keime, Bakterien, Viren abtöten)

Nach der Vorfiltration musst du Krankheitserreger eliminieren. Drei Hauptmethoden:

Methode 1: Abkochen (sicherste Methode ohne Ausrüstung)

So geht’s:

  1. Wasser in Topf füllen
  2. Zum Kochen bringen (100°C)
  3. Mindestens 3 Minuten sprudelnd kochen lassen (bei höheren Lagen >2000m: 5 Minuten)
  4. Abkühlen lassen
  5. In sauberen, verschließbaren Behälter füllen

Vorteile:

  • Tötet alle Bakterien, Viren, Parasiten
  • Keine Ausrüstung außer Topf und Hitzequelle nötig
  • Bewährte, sichere Methode

Nachteile:

  • Braucht Brennstoff (Gas, Holz, Esbit)
  • Zeitaufwendig
  • Entfernt keine chemischen Verunreinigungen
  • Geschmack kann schlechter sein (abgestandener Geschmack)

Tipp für besseren Geschmack: Abgekochtes Wasser schmeckt oft fad. Schütte es mehrfach zwischen zwei Behältern hin und her (belüftet Wasser) oder lass es einige Stunden stehen.

Methode 2: Wasserfilter (tragbar, wiederverwendbar)

Typen von Wasserfiltern:

Keramikfilter:

  • Entfernen Bakterien und Parasiten (99,9%)
  • Verbessern Geschmack
  • Reinigbar und wiederverwendbar
  • Langsame Durchflussrate
  • Entfernen KEINE Viren (Viren sind zu klein)
  • Beispiel: Katadyn Pocket Filter

Hohlfasermembran-Filter:

  • Entfernen Bakterien und Parasiten (99,99%)
  • Schnellere Durchflussrate als Keramik
  • Kompakt und leicht
  • Entfernen KEINE Viren
  • Beispiel: Sawyer Mini, LifeStraw

Aktivkohlefilter:

  • Verbessern Geschmack und Geruch massiv
  • Entfernen einige Chemikalien (Chlor, Pestizide)
  • Entfernen KEINE Bakterien, Viren oder Parasiten allein (nur als Ergänzung)
  • Beispiel: Brita-Kannenfilter (nicht für Notfall ausreichend!)

UV-Wasserreiniger:

  • Töten Viren, Bakterien, Parasiten (99,9%)
  • Sehr schnell (60-90 Sekunden)
  • Batteriebetrieben (braucht Strom/Batterien!)
  • Funktioniert nur in klarem Wasser (Partikel schützen Keime vor UV)
  • Beispiel: SteriPEN

Beste Kombination für Krisenvorsorge:

  • Hohlfasermembran- oder Keramikfilter (Bakterien, Parasiten)
  • PLUS UV-Reiniger oder Tabletten (Viren)
  • PLUS Aktivkohle-Nachfilter (Geschmack, Chemikalien)

Empfohlene Produkte:

  • Katadyn BeFree: Hohlfasermembran, 0,1 Mikron, 1000 Liter Kapazität
  • Sawyer Mini: Kompakt, 100.000 Gallonen Kapazität, sehr günstig
  • Katadyn Pocket: Keramikfilter, extrem robust, 50.000 Liter
  • Grayl GeoPress: Komplett-System (Filter + Flasche), entfernt auch Viren

Wichtig: Teste deinen Filter JETZT, nicht im Notfall. Lies die Anleitung, übe die Handhabung, prüfe die Durchflussrate.

Methode 3: Wasserentkeimungstabletten

Wirkstoffe:

  • Chlor-basiert: Schnell (30 Min), günstig, unangenehmer Geschmack
  • Chlordioxid (z.B. Micropur Forte): Wirkt gegen Bakterien, Viren, Pilze (15-30 Min), weniger Geschmack
  • Silberionen (z.B. Micropur Classic): Langzeitkonservierung (hält Wasser 6 Monate frisch), tötet Bakterien, NICHT gegen Viren

Anwendung:

  1. Wasser vorfiltern (grobe Partikel)
  2. Tablette gemäß Dosierung hinzugeben (meist 1 Tablette pro Liter)
  3. Warten (30 Min bis 2 Stunden je nach Produkt)
  4. Trinken

Vorteile:

  • Kompakt, leicht, lange haltbar
  • Kein Brennstoff oder Strom nötig
  • Tötet Bakterien, Viren, Parasiten

Nachteile:

  • Chemischer Geschmack (besonders Chlor)
  • Entfernt keine chemischen Verunreinigungen
  • Begrenzte Haltbarkeit der Tabletten (3-5 Jahre)
  • Kosten bei großen Mengen

Lagertipp: Lege einen Vorrat von 100-200 Tabletten an (reicht für 100-200 Liter). Kosten: ca. 15-30 Euro.

Schritt 4: Wasser mit besonderem Risiko (Salzwasser, chemisch belastet)

Salzwasser (Meer):

  • NICHT mit einfachen Filtern trinkbar machen
  • Erfordert Destillation (Verdampfen + Kondensieren)
  • Improvisation: Solar-Destillation (Plane über Salzwasser, Wasserdampf kondensiert, läuft in sauberen Behälter)
  • Sehr zeitaufwendig, nur als absolute Notlösung

Chemisch belastetes Wasser (z.B. Industrieabwässer, Pestizide):

  • Aktivkohlefilter entfernen EINIGE Chemikalien
  • Keine 100%-ige Sicherheit
  • Im Zweifel: Andere Quelle suchen!

Notfall-Wasserbedarf im Haushalt decken: Praktische Strategien

Szenario 1: Stromausfall (1-3 Tage)

Was passiert:

  • Wasserpumpen fallen aus → eventuell kein Leitungswasser
  • Kühlschrank aus → Eiswürfel schmelzen (nutzen!)

Deine Maßnahmen:

  • Nutze gelagerte Wasserflaschen
  • Fülle sofort alle verfügbaren Behälter (Töpfe, Eimer, Badewanne), solange noch Wasser kommt
  • Rationiere Wasser: 2 Liter pro Person für Trinken, Rest für Hygiene sparen
  • Nutze geschmolzene Eiswürfel
  • Sammle Regenwasser (falls es regnet) für Hygiene und Toilettenspülung
  • Neben Wasser brauchst du auch einen Lebensmittelvorrat für Krisenzeiten

Szenario 2: Hochwasser (Wasser verseucht)

Was passiert:

  • Leitungswasser kontaminiert mit Abwasser, Bakterien, Chemikalien
  • Behördliche Abkochempfehlung oder Trinkverbot

Deine Maßnahmen:

  • KEIN Leitungswasser trinken, auch nicht zum Zähneputzen
  • Nutze Vorräte aus Flaschen
  • Wenn Vorräte knapp: Leitungswasser abkochen (3 Minuten sprudelnd)
  • Eventuell zentrale Wasserausgabe durch Behörden (Kanister mitnehmen!)

Szenario 3: Dürre/Wasserrationierung (langfristig)

Was passiert:

  • Wasserverbrauch eingeschränkt
  • Nur zu bestimmten Zeiten Wasser verfügbar

Deine Maßnahmen:

  • Wasser auffangen, wenn verfügbar
  • Grauwasser-Recycling: Wasser von Händewaschen/Gemüsewaschen für Toilettenspülung nutzen
  • Wasserverbrauch minimieren: Trockenshampoo, Feuchttücher, minimaler Abwasch

Wasser sparen im Notfall: Jeder Tropfen zählt

Wenn Wasser knapp ist, zählt jeder Liter. Diese Strategien helfen:

Trinken

  • Trinke in kleinen Schlucken über den Tag verteilt (effektivere Hydrierung)
  • Vermeide salzige und stark gewürzte Speisen (erhöhen Durst)
  • Trinke KEIN Alkohol (dehydriert)

Hygiene

  • Händewaschen: Nutze Desinfektionsgel statt Wasser (Vorrat anlegen!)
  • Körperhygiene: Feuchttücher, trockenes Deo, Babypuder
  • Zähneputzen: Minimale Wassermenge (ca. 50 ml), mit Becher statt laufendem Wahn
  • Geschirr spülen: Einweggeschirr verwenden ODER Geschirr mit Sand/Erde ausreiben, dann minimal mit Wasser abspülen

Kochen

  • Nutze wasserarme Lebensmittel (Konserven mit eigener Flüssigkeit)
  • Koche in möglichst wenig Wasser (Dämpfen statt Kochen)
  • Verwende Kochwasser mehrfach (z.B. erst Nudeln, dann Gemüse dämpfen)

Toilettenspülung

  • “If it’s yellow, let it mellow; if it’s brown, flush it down” (rationiere Spülungen)
  • Nutze Grauwasser (Waschwasser, Regenwasser) für Spülung
  • Notfall-Toilette (Campingtoilette, Eimer mit Müllbeutel) spart Spülwasser

Ausrüstung für Wassernotfall: Das solltest du haben

Basis-Ausrüstung (für jeden Haushalt)

  • Wasservorrat: 20-30 Liter pro Person (Mineralwasser oder abgefülltes Leitungswasser)
  • Wasserkanister: 2-3 Stück à 10-20 Liter (leer vorhalten, im Notfall füllen)
  • Topf zum Abkochen: Mindestens 5 Liter Fassungsvermögen
  • Wasserentkeimungstabletten: 100 Stück (Micropur Forte oder ähnlich)
  • Kaffeefilter/Tücher: Zum Vorfiltern
  • Desinfektionsgel: 2-3 Flaschen (spart Waschwasser)

Kosten: ca. 50-80 Euro (einmalig + laufende Vorräte)

Erweiterte Ausrüstung (für ernsthafte Prepper)

  • Tragbarer Wasserfilter: Sawyer Mini oder Katadyn (ca. 20-100 Euro)
  • UV-Wasserreiniger: SteriPEN (ca. 70-100 Euro)
  • Faltbare Wassertanks: 20-60 Liter (ca. 15-40 Euro)
  • WaterBOB: Badewannen-Wasserspeicher (ca. 30 Euro)
  • Regenwassersammelsystem: Regenrinne + Tonne (ca. 50-150 Euro)
  • Camping-Wasseraufbereiter: Mehrstufig (Filter + Aktivkohle), ca. 100-200 Euro

Gesamtkosten: ca. 300-600 Euro (langfristige Investition)

Was du NICHT brauchst (häufige Fehler)

  • Teure Survival-Strohhalme ohne Backup: Ein einzelner LifeStraw reicht nicht für eine Familie
  • Nur Brita-Kannenfilter: Entfernt keine Bakterien, nur für Geschmack
  • Wasservorrat ohne Rotation: Vergammeltes Wasser hilft nicht
  • Komplizierte Destillier-Geräte: Abkochen ist einfacher und zuverlässiger
  • Wasservorrat nur im Auto: Was, wenn du zu Hause festsitzt?

Wasser für Haustiere nicht vergessen

Haustiere haben eigene Wasserbedürfnisse – plane sie ein!

Wasserbedarf pro Tag:

  • Katze (4 kg): ca. 200 ml
  • Kleiner Hund (10 kg): ca. 500 ml
  • Mittlerer Hund (20 kg): ca. 1 Liter
  • Großer Hund (40 kg): ca. 2 Liter
  • Kaninchen/Meerschweinchen: ca. 100-200 ml

Für 10 Tage:

  • Mittelgroßer Hund: +10 Liter
  • 2 Katzen: +4 Liter

Tipp: Haustiere können notfalls auch abgekochtes/gefiltertes Regenwasser trinken, genau wie Menschen.

Häufige Fehler bei Wasservorsorge vermeiden

Fehler 1: “Ich kaufe nur eine Kiste Wasser, das reicht schon.” Eine Kiste (12 Flaschen à 1,5 L = 18 Liter) reicht für EINE Person für 6-9 Tage – ohne Kochen, ohne Hygiene. Viel zu wenig.

Fehler 2: “Wasser läuft immer aus der Leitung, warum vorbereiten?” Bis es nicht mehr läuft. Dann ist es zu spät. Wassermangel trifft dich härter als Lebensmittelmangel.

Fehler 3: Wasservorrat vergessen und nicht rotieren Abgelaufenes Wasser mit Algenwuchs oder Keimen nutzt nichts. Rotiere aktiv!

Fehler 4: Wasserfilter kaufen, aber nie testen Im Notfall ist nicht die Zeit, die Anleitung zu lesen. Teste JETZT.

Fehler 5: Nur zuhause Wasser lagern Was, wenn du unterwegs bist? Lege kleine Vorräte im Auto, Büro, Notfalltasche an.

Fehler 6: Chemisch belastetes Wasser mit einfachen Filtern behandeln Aktivkohle entfernt EINIGE Chemikalien, aber nicht alle. Im Zweifel: andere Quelle finden.

Rechtliche Hinweise: Regenwassernutzung und Brunnen

Regenwasser sammeln:

  • Für Gartenbewässerung: Erlaubt in Deutschland
  • Für Toilettenspülung im Haushalt: Erlaubt (mit separatem Leitungssystem)
  • Für Trinkwasser: Erlaubt NACH Aufbereitung (Abkochen/Filtern), aber auf eigene Verantwortung

Brunnen bohren:

  • Genehmigungspflichtig (bei Wasserbehörde anmelden)
  • Nicht überall erlaubt (Wasserschutzgebiete)
  • Brunnenwasser ist KEIN automatisches Trinkwasser – testen und aufbereiten!

Im Notfall:

  • Nutzung natürlicher Wasserquellen (Flüsse, Seen) ist im Krisenfall erlaubt
  • Behörden werden bei Katastrophen zentrale Wasserversorgung organisieren (Infos über Warn-Apps wie NINA)

Schritt-für-Schritt-Plan: Wasservorsorge heute starten

Du musst nicht alles auf einmal umsetzen. Gehe schrittweise vor:

Woche 1: Grundvorrat anlegen

  • Kaufe 20 Liter Mineralwasser pro Person (= absolute Minimum)
  • Investiere in 2 lebensmittelechte Wasserkanister (10-20 Liter)
  • Kosten: ca. 30-40 Euro

Woche 2: Wasser lagern und beschriften

  • Fülle Kanister mit Leitungswasser
  • Beschrifte mit Abfülldatum
  • Suche geeigneten Lagerort (kühl, dunkel, trocken)

Woche 3: Aufbereitungs-Equipment besorgen

  • Kaufe Wasserentkeimungstabletten (100 Stück)
  • Besorge einfachen Wasserfilter (z.B. Sawyer Mini)
  • Kosten: ca. 30-50 Euro

Woche 4: Wasserquellen identifizieren

  • Laufe zur nächsten natürlichen Wasserquelle (Fluss, Bach, See)
  • Merke dir den Weg und die Entfernung
  • Überlege, wie du 20 Liter transportieren würdest (Rucksack, Fahrradanhänger, Auto)

Woche 5-8: Vorräte erweitern

  • Kaufe jede Woche 10-20 Liter Wasser extra
  • Ziel: 30 Liter pro Person + Haustiere

Langfristig: Routine etablieren

  • Setze halbjährliche Erinnerung (Wasservorrat prüfen + rotieren)
  • Teste Wasserfilter einmal im Jahr
  • Erweitere Ausrüstung nach Bedarf (WaterBOB, faltbare Tanks, etc.)

Fazit: Wasser ist nicht verhandelbar

Ohne Wasser überlebst du 3 Tage. Mit ausreichend Wasser und dem Wissen, wie du es gewinnst und aufbereitest, überlebst du Wochen, Monate – so lange es nötig ist.

Wasservorsorge ist die einfachste und zugleich wichtigste Maßnahme in der Krisenvorsorge. Du brauchst keine teure Ausrüstung, keine besonderen Fähigkeiten – nur ein bisschen Planung und Disziplin.

Dein erster Schritt heute: Geh zum Supermarkt und kaufe 20 Liter Mineralwasser. Stell sie in den Keller. Das sind 20 Minuten Aufwand – und im Notfall rettet es dein Leben.

Danach kannst du aufstocken, Kanister besorgen, Filter kaufen. Aber fang heute an. Nicht morgen. Heute.

Denn wenn die Krise kommt, ist es zu spät. Wasser wird das Erste sein, was knapp wird – und das Letzte, ohne das du überleben kannst.