Warum Erste-Hilfe-Wissen zur Krisenvorsorge gehört
Du kannst den besten Notvorrat der Welt haben, einen perfekten Evakuierungsplan und jahrelange Prepping-Erfahrung – aber wenn jemand vor dir zusammenbricht und du nicht weißt, was zu tun ist, nützt dir all das nichts.
Während eine umfassende Krisenvorsorge-Checkliste alle Bereiche der Vorbereitung abdeckt, sind Erste-Hilfe-Kenntnisse und medizinische Ausrüstung oft die kritischsten Elemente – denn hier geht es um Leben und Tod.
Erste Hilfe ist keine optionale Zusatzkompetenz für Krisenvorsorge. Sie ist absolut essentiell. In einer echten Krise – Stromausfall, Naturkatastrophe, längerer Versorgungsengpässe – kann es Stunden oder Tage dauern, bis professionelle Hilfe kommt. Manchmal kommt sie gar nicht.
Die Realität: In Deutschland ist die medizinische Versorgung hervorragend – solange alles normal läuft. Aber in Krisensituationen bricht dieses System schnell zusammen. Rettungswagen sind überlastet, Krankenhäuser überfüllt, Straßen unpassierbar. Dann bist du auf dich gestellt.
Die gute Nachricht: Grundlegende Erste-Hilfe-Kenntnisse kann jeder lernen. Du musst kein Arzt sein, um Leben zu retten. Dieses Wissen, kombiniert mit einem gut ausgestatteten Erste-Hilfe-Set, kann in Notfällen den Unterschied zwischen Leben und Tod machen.
Die Grundprinzipien der Ersten Hilfe
Bevor wir in konkrete Maßnahmen gehen, sind diese Grundregeln entscheidend:
1. Eigenschutz geht vor
Du hilfst niemandem, wenn du selbst zum Opfer wirst.
Sichere zuerst die Unfallstelle:
- Ist die Umgebung sicher? (Brand, Einsturzgefahr, Verkehr, Gewalt)
- Wenn nicht: Bringe dich UND das Opfer in Sicherheit
- Bei ansteckenden Krankheiten: Handschuhe anziehen, Abstand halten
Regel: Nur helfen, wenn du dich nicht selbst in Lebensgefahr bringst.
2. Notruf absetzen (wenn möglich)
112 – die europaweit einheitliche Notrufnummer
Auch in Krisensituationen: Versuche IMMER zuerst, professionelle Hilfe zu rufen.
Die 5 W-Fragen beim Notruf:
- Wo ist der Notfall? (Adresse, Ort, markante Punkte)
- Was ist passiert? (Unfall, medizinischer Notfall, Art der Verletzung)
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Verletzungen liegen vor? (Bewusstlosigkeit, Blutung, Atemnot)
- Warten auf Rückfragen (nicht einfach auflegen!)
In Krisenlagen ohne Mobilfunknetz:
- Nachbarn informieren, gemeinsam Hilfe organisieren
- Selbst zum nächsten Krankenhaus/Arzt fahren (wenn transportfähig)
- Erstversorgung selbst durchführen
3. Die Rettungskette: Vom Auffinden bis zur Klinik
Erste Hilfe ist der erste Schritt in einer Kette:
- Absichern – Unfallstelle sichern, Eigenschutz
- Notruf – 112 anrufen
- Erste Hilfe – Lebensrettende Sofortmaßnahmen
- Rettungsdienst – Professionelle Versorgung
- Krankenhaus – Weitere Behandlung
In Krisen kann die Kette unterbrochen sein. Dann wird Schritt 3 umso wichtiger.
4. Die Prioritäten: Was zuerst?
Bei mehreren Verletzungen oder Personen:
Lebensbedrohlich (sofort handeln):
- Atemstillstand → Wiederbelebung
- Starke Blutungen → Stoppen
- Bewusstlosigkeit → Stabile Seitenlage
- Schock → Schocklage
Dringend (nach Erstversorgung):
- Knochenbrüche
- Verbrennungen
- Starke Schmerzen
Weniger dringend (wenn andere versorgt sind):
- Kleinere Wunden
- Prellungen, Verstauchungen
- Leichte Verbrennungen
Lebensrettende Sofortmaßnahmen – Was du können musst
Bewusstsein und Atmung prüfen
Das Erste, was du bei jeder bewusstlosen Person tun musst.
So geht’s:
- Ansprechen: Laut und deutlich: “Hallo, hören Sie mich?” – An Schulter rütteln
- Atmung prüfen: Kopf überstrecken (Kinn anheben, Stirn nach hinten), Ohr über Mund/Nase halten
- Sehen: Hebt sich der Brustkorb?
- Hören: Hörst du Atemgeräusche?
- Fühlen: Spürst du Atemluft auf deiner Wange?
- Maximal 10 Sekunden prüfen
Ergebnis:
- Atmung normal: Stabile Seitenlage
- Keine Atmung: Sofort mit Wiederbelebung beginnen
- Röchelnde, unregelmäßige Atmung: Wie keine Atmung behandeln → Wiederbelebung
Herz-Lungen-Wiederbelebung (Reanimation)
Die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme überhaupt. Ohne Sauerstoff stirbt das Gehirn nach 3-5 Minuten.
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
1. Person auf harten Untergrund legen (Rücken)
- Weicher Untergrund (Bett, Sofa) funktioniert nicht – Herzmassage wirkungslos
- Notfalls Person auf Boden ziehen
2. Notruf absetzen (112) – Oder jemanden beauftragen, während du mit Reanimation beginnst
3. Herzdruckmassage starten
- Knie neben Oberkörper der Person
- Handballen auf Brustbeinmitte (untere Hälfte des Brustbeins, zwischen den Brustwarzen)
- Zweite Hand darüber legen, Finger verschränken
- Arme durchstrecken, senkrecht von oben drücken (Körpergewicht nutzen)
- 5-6 cm tief drücken (bei Erwachsenen)
- Frequenz: 100-120 Mal pro Minute (Rhythmus: Song “Stayin’ Alive” von Bee Gees)
- Nach jedem Druck Brustkorb vollständig entlasten
- 30 Herzdruckmassagen
4. Beatmung (falls du dich traust)
- Kopf überstrecken (Kinn anheben, Stirn nach hinten drücken)
- Nase zuhalten
- Mit deinem Mund den Mund der Person umschließen
- 2 Mal beatmen (je ca. 1 Sekunde), Brustkorb soll sich heben
- Falls du dich nicht traust oder ekelig findest: Beatmung weglassen, nur Herzdruckmassage ist besser als nichts!
5. Weiter im Rhythmus 30:2
- 30 Herzdruckmassagen, 2 Beatmungen, 30 Herzdruckmassagen, 2 Beatmungen…
- Nicht aufhören, bis Rettungsdienst eintrifft oder Person wieder normal atmet
- Wenn du erschöpft bist: Lass jemanden anderen übernehmen (wenn verfügbar)
Wichtig:
- Auch ungeübte, unperfekte Reanimation ist IMMER besser als keine
- Angst vor Rippenbruch? Überleben hat Vorrang – drück fest genug
- Reanimation ist anstrengend – nach 2-3 Minuten bist du am Limit
- In Krisenlagen ohne Rettungsdienst: So lange weitermachen, wie Kraft reicht (realistisch: 20-30 Minuten)
Bei Kindern (1-8 Jahre):
- Nur mit 1 Hand drücken
- 4-5 cm Tiefe
- Sonst wie bei Erwachsenen
Bei Säuglingen (unter 1 Jahr):
- Mit 2 Fingern drücken (Mittelfinger + Zeigefinger)
- 4 cm Tiefe
- Frequenz etwas schneller (mind. 100-120/min)
Stabile Seitenlage
Für bewusstlose Personen, die noch atmen. Verhindert Ersticken an Erbrochenem oder Zunge.
So geht’s:
- Person liegt auf dem Rücken
- Arm der Person, die dir zugewandt ist, angewinkelt nach oben legen (90° Winkel)
- Anderen Arm über Brust legen, Handrücken an die Wange (auf deiner Seite)
- Fernes Bein anwinkeln, Fuß bleibt am Boden
- Person zu dir drehen (an Schulter und Hüfte ziehen)
- Kopf überstrecken (Kinn anheben, damit Atemwege frei bleiben)
- Oberes Bein so anwinkeln, dass Knie am Boden liegt (verhindert Zurückrollen)
- Mund öffnen, damit Erbrochenes ablaufen kann
Danach:
- Atmung weiter kontrollieren (alle 2-3 Minuten)
- Zudecken (Wärme halten, Schockprophylaxe)
- Person nicht allein lassen
- Beruhigend auf Person einreden (auch Bewusstlose hören oft)
Starke Blutungen stoppen
Nach Atemstillstand die zweithäufigste Todesursache bei Unfällen.
Sofortmaßnahme:
Druckverband anlegen
- Sterile Kompresse auf Wunde legen
- Mit Mullbinde fest umwickeln (mehrere Lagen)
- Falls Blut durchsickert: NICHT entfernen, sondern weitere Kompresse darüber + fester wickeln
- Verband muss fest sitzen, aber Durchblutung nicht abschnüren (Finger/Zehen müssen durchblutet bleiben)
Gliedmaße hochlagern
- Wenn möglich, verletzte Stelle über Herzniveau lagern
- Reduziert Blutdruck in der Wunde
Druckpunkt nutzen (bei extrem starker Blutung)
- Arterie zwischen Wunde und Herz abdrücken
- Arm: Innenseite Oberarm (Arteria brachialis)
- Bein: Leiste (Arteria femoralis)
- NUR als Notmaßnahme, wenn Druckverband nicht reicht
Bei lebensbedrohlicher Blutung (spritzendes Blut):
- Tourniquet (Abbinde-System) nutzen, falls verfügbar
- 5-10 cm oberhalb der Wunde anlegen (NIE direkt über Gelenk)
- Fest anziehen, bis Blutung steht
- Zeitpunkt notieren (nach 2 Stunden Gewebeschäden möglich)
- NUR in absoluten Notfällen (Gliedmaße vs. Leben)
Wichtig:
- Nichts in die Wunde stopfen (Ausnahme: sterile Kompressen)
- Keine Aderpresse aus Draht/Schnur improvisieren (Gewebeschäden)
- Bei Fremdkörpern in Wunde (Messer, Glassplitter): NICHT herausziehen, sondern drumherum polstern und fixieren
Schock erkennen und behandeln
Schock ist ein lebensbedrohlicher Zustand durch Kreislaufversagen. Häufig nach schweren Verletzungen, Blutverlust oder psychischem Trauma.
Anzeichen:
- Blasse, kaltschweißige Haut
- Schneller, flacher Puls
- Unruhe, Angst, Verwirrtheit
- Zittern, Frieren
- Flache, schnelle Atmung
- Eventuell Bewusstseinstrübung
Sofortmaßnahmen:
- Person hinlegen
- Beine hochlagern (ca. 30 cm) – Blut fließt zurück zum Herz
- Wärme zuführen (Decke, Rettungsdecke – aber nicht überhitzen)
- Beruhigend einreden (Panik verstärkt Schock)
- Notruf (112)
- Nichts zu trinken oder essen geben (Aspirationsgefahr bei Bewusstlosigkeit)
Ausnahme – KEINE Schocklage:
- Bei Atemnot, Herzproblemen, Schädelverletzungen → Oberkörper hochlagern
- Bei Bewusstlosigkeit → Stabile Seitenlage
Verbrennungen und Verbrühungen
Häufig in Krisenlagen (Kochen mit Campingkocher, Heizen mit offenem Feuer).
Schweregrade:
- Grad 1: Rötung, Schmerz (Sonnenbrand)
- Grad 2: Blasenbildung, starke Schmerzen
- Grad 3: Weiße/schwarze Haut, oft keine Schmerzen (Nerven zerstört)
Sofortmaßnahmen:
- Person aus Gefahrenbereich bringen (brennende Kleidung löschen – Wälzen am Boden)
- Kühlen (mit handwarmem Wasser, NICHT eiskalt – max. 10-20 Minuten)
- Verbrannte Kleidung entfernen (nur wenn nicht festgebrannt)
- Verband: Sterile, nicht-fusselnde Wundauflage (Metallbeschichtete Brandwundenauflagen ideal)
- KEINE Hausmittel (kein Mehl, Zahnpasta, Butter – verschlimmert Verbrennung!)
- Blasen NICHT öffnen (Infektionsgefahr)
Ab wann zum Arzt?
- Verbrennung Grad 2 größer als Handfläche
- Alle Verbrennungen Grad 3
- Gesicht, Hände, Genitalien betroffen
- Kinder unter 5 Jahren
In Krisenlagen ohne Arzt:
- Wunde sauber halten (sterile Auflagen wechseln täglich)
- Desinfizieren (Jod, Octenidin)
- Auf Infektion achten (Rötung, Schwellung, Eiter, Fieber)
- Schmerzmittel (Ibuprofen, Paracetamol)
Knochenbrüche und Verstauchungen
Anzeichen Knochenbruch:
- Starke Schmerzen
- Schwellung, Bluterguss
- Unnatürliche Stellung, Verformung
- Bewegungsunfähigkeit
- Eventuell Knochengeräusch (Knirschen)
Sofortmaßnahmen:
- Nicht bewegen (außer in Gefahr)
- Ruhigstellen (schienen)
- Nutze festes Material (Holzbrett, aufgerollte Zeitung, Regenschirm)
- Polstere mit Kleidung, Handtüchern
- Fixiere oberhalb und unterhalb der Bruchstelle
- Nicht zu fest (Durchblutung prüfen – Finger/Zehen müssen warm und rosa bleiben)
- Kühlen (Kühlpack in Tuch, NICHT direkt auf Haut – max. 20 Min)
- Hochlagern (bei Arm/Bein – reduziert Schwellung)
- Notruf oder Transport zum Arzt
Bei offenem Bruch (Knochen ragt raus):
- NICHT zurückschieben
- Steril abdecken
- Fixieren
- Sofort zum Arzt (Infektionsgefahr extrem hoch)
Verstauchung/Zerrung (PECH-Regel):
- Pause – Sofort aufhören mit Belastung
- Eis – Kühlen (20 Min, Pause, wiederholen)
- Compression – Elastischen Verband anlegen
- Hochlagern – Reduziert Schwellung
Das perfekte Erste-Hilfe-Set für Krisenvorsorge
Ein Kfz-Verbandkasten reicht für Bagatellverletzungen. Für echte Krisenvorsorge brauchst du mehr. Erste-Hilfe-Kenntnisse sind essentieller Bestandteil deines umfassenden Notfallplans.
Basis-Ausstattung (Pflicht für jeden Haushalt)
Verbandsmaterial:
- Sterile Kompressen (10x10 cm, 20 Stück)
- Mullbinden (verschiedene Breiten, 10 Stück)
- Elastische Binden (6 cm und 8 cm, je 3 Stück)
- Verbandpäckchen (klein, mittel, groß – je 2 Stück)
- Pflaster (verschiedene Größen, 1 Packung + Pflasterrolle)
- Dreieckstuch (2 Stück – vielseitig einsetzbar)
- Verbandschere (stumpf, zum sicheren Schneiden von Kleidung/Verbänden)
Desinfektion und Schutz:
- Händedesinfektionsmittel (250 ml)
- Wunddesinfektionsspray (Octenidin oder Jod, 250 ml)
- Einmalhandschuhe (Nitril, 20 Paar – Latex-Allergien beachten!)
- Rettungsdecke (2 Stück – Gold/Silber, hält warm oder kühlt)
Instrumente:
- Pinzette (für Splitter, Zecken)
- Zeckenkarte oder Zeckenzange
- Verbandschere
- Sicherheitsnadeln (zum Fixieren von Verbänden)
Medikamente (rezeptfrei):
- Schmerzmittel: Ibuprofen 400mg (20 Tabletten), Paracetamol 500mg (20 Tabletten)
- Fiebermittel (oft identisch mit Schmerzmittel)
- Durchfallmittel: Loperamid (10 Tabletten)
- Elektrolytlösungen (gegen Austrocknung bei Durchfall/Erbrechen)
- Antihistaminikum (bei allergischen Reaktionen, 10 Tabletten)
- Kohletabletten (bei Vergiftungen, 20 Tabletten)
Hilfsmittel:
- Digitales Fieberthermometer
- Kühlpads (sofort-kühlend, 5 Stück)
- Wärmepads (bei Unterkühlungen, 5 Stück)
- Einmaldecke (wärmt, schützt vor Schock)
Dokumentation:
- Erste-Hilfe-Anleitung (laminiert, übersichtlich)
- Notfallnummern (ausgedruckt)
- Stift und Notizblock (Zeiten, Maßnahmen dokumentieren)
Kosten Basis-Set: ca. 60-100 Euro
Erweiterte Ausstattung (für ernsthafte Prepper)
Zusätzlich zur Basis:
Erweiterte Wundversorgung:
- Brandwundenauflagen (Metallbeschichtet, 5 Stück)
- Steri-Strips (Wundverschlussstreifen statt Nähen, 10 Stück)
- Finger- und Zehenkuppenpflaster
- Augenkompresse (steril, 2 Stück)
- Blasenpflaster (für Brandblasen, Schürfwunden)
Notfallmedikamente:
- Antibiotische Salbe (z.B. Neomycin, rezeptfrei – bei infizierten Wunden)
- Wundheilsalbe (Bepanthen, Dexpanthenol)
- Cortisonsalbe (bei starkem Juckreiz, Insektenstichen, 1% rezeptfrei)
- Augentropfen (bei Reizungen, Fremdkörpern)
- Nasentropfen (abschwellend, bei Atemwegsinfekten)
- Hustenstiller/Hustenlöser
Spezialausrüstung:
- Tourniquet (Abbindesystem bei lebensbedrohlichen Blutungen, z.B. CAT Tourniquet)
- SAM Splint (formbare Schiene für Knochenbrüche)
- Druckverband (Israeli Bandage – einfacher anzulegen als klassischer Druckverband)
- Beatmungsmaske (Einweg, schützt bei Mund-zu-Mund-Beatmung)
- Pupillenleuchte (zur Kontrolle von Bewusstseinszustand)
Hygiene:
- Desinfektionstücher (für Hände, Oberflächen, 50 Stück)
- Sterile Kochsalzlösung (zum Wunden ausspülen, 500 ml)
- Einmalspritzen (ohne Nadel, zum Spülen, 10 Stück)
Bücher/Nachschlagewerke:
- Erste-Hilfe-Handbuch (ausführlich, bebildert)
- “Wo kein Arzt ist” (Klassiker für Krisenlagen)
- Medikamentenliste (Wirkstoffe, Dosierung, Anwendung)
Kosten Erweitertes Set: zusätzlich ca. 100-200 Euro
Lagerung und Wartung
Wo lagern?
- Kühl, trocken, dunkel (Haltbarkeit!)
- Gut erreichbar (nicht im Keller verstecken)
- An mehreren Orten: Hauptset zuhause, kleines Set im Auto, Mini-Set in Notfalltasche
Halbjährliche Kontrolle:
- Verfallsdaten prüfen (besonders Medikamente, sterile Kompressen)
- Verbrauchtes nachkaufen
- Verpackungen intakt?
- Ergänze nach realen Notfällen sofort
Tipp: Notiere auf dem Set-Behälter das Datum der nächsten Kontrolle (z.B. “Nächste Prüfung: April 2026”)
Spezielle Notfälle in Krisenlagen
Unterkühlung (Hypothermie)
Bei längeren Stromausfällen im Winter oder Evakuierungen.
Anzeichen:
- Zittern (anfangs stark, später stoppt es – kritisches Zeichen!)
- Kalte, blasse Haut
- Verlangsamte Bewegungen, Verwirrtheit
- Schwacher Puls, flache Atmung
- Bewusstlosigkeit (in schweren Fällen)
Sofortmaßnahmen:
- Person in Warme bringen (oder vor Kälte schützen)
- Nasse Kleidung entfernen, durch trockene ersetzen
- Langsam aufwärmen (NICHT heiß duschen, Schock-Gefahr!)
- Decken, Schlafsack
- Warme, gezuckerte Getränke (wenn bei Bewusstsein)
- Wärmflaschen an Oberkörper (NICHT an Arme/Beine – kaltes Blut fließt zurück zum Herz → Herzstillstand)
- Körperkontakt (eigene Körperwärme teilen)
- Notfall 112 (bei schwerer Unterkühlung lebensbedrohlich)
Nicht:
- Alkohol geben (weitet Gefäße → mehr Wärmeverlust)
- Zu schnell erwärmen (Kreislaufschock)
Hitzschlag und Sonnenstich
Bei Hitzewellen, Arbeiten im Sommer.
Hitzschlag (lebensbedrohlich!):
- Körpertemperatur über 40°C
- Heiße, trockene Haut (KEIN Schweiß mehr!)
- Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit
- Schneller Puls
Sofortmaßnahmen:
- Person in Schatten/Kühle bringen
- Kleidung lockern
- Kühlen (feuchte Tücher auf Stirn, Nacken, Handgelenke)
- Flüssigkeit (wenn bei Bewusstsein, langsam trinken lassen)
- Notruf 112
Sonnenstich (Überhitzung des Kopfes):
- Roter, heißer Kopf
- Kopfschmerzen, Übelkeit
- Nackensteifigkeit
Maßnahmen: Wie Hitzschlag, oft weniger kritisch
Vergiftungen
Bei improvisierten Kochstellen (Kohlenmonoxid), verdorbenen Lebensmitteln, Medikamenten-Überdosierung.
Allgemeine Maßnahmen:
- Giftnotruf (Deutschland: variiert nach Bundesland, z.B. Berlin 030 19240)
- NICHT zum Erbrechen bringen (außer wenn Giftnotruf es anweist – manche Stoffe verätzen beim Hochkommen)
- Kohletabletten geben (binden viele Gifte im Magen, 1g pro kg Körpergewicht)
- Bei Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage
- Bei Atemstillstand: Wiederbelebung
Kohlenmonoxid-Vergiftung (häufig bei Heizen mit Campingkocher, Grill in Innenräumen):
- Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit
- Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit
- Kirschrote Haut (spätes Zeichen)
Sofortmaßnahmen:
- Person SOFORT an frische Luft
- Fenster/Türen öffnen (Raum lüften)
- Notruf 112
- Bei Atemstillstand: Wiederbelebung (Eigenschutz: Kurz beatmen, dann nur Herzdruckmassage)
Prävention: NIEMALS Holzkohlegrill, Gaskocher zum Heizen in geschlossenen Räumen nutzen! Kohlenmonoxid-Melder installieren (20 Euro, rettet Leben).
Insektenstiche und Zeckenbisse
In Outdoor-Situationen, bei Evakuierungen.
Bienen-/Wespenstich:
- Normal: Schmerz, Rötung, Schwellung
- Stachel entfernen (Biene), kühlen
Allergische Reaktion (lebensbedrohlich!):
- Schwellung im Gesicht/Hals
- Atemnot, Engegefühl
- Schwindel, Kreislaufprobleme
Sofortmaßnahmen:
- Notruf 112
- Person hinlegen (Schocklage bei Kreislaufproblemen)
- Falls vorhanden: Adrenalin-Autoinjektor nutzen (z.B. EpiPen)
- Antihistaminikum geben
Zeckenbiss:
- Zecke SOFORT entfernen (je schneller, desto geringer Infektionsrisiko)
- Mit Zeckenzange/Pinzette: Nah an der Haut greifen, gerade herausziehen (NICHT drehen, zerquetschen)
- Wunde desinfizieren
- Stelle markieren, Datum notieren
- Auf Symptome achten (Wanderröte, Fieber in nächsten Wochen → Arzt!)
Erste-Hilfe-Kurs: Wissen auffrischen
All das Wissen aus diesem Artikel ist wertvoll – aber nichts ersetzt praktisches Training.
Warum Erste-Hilfe-Kurse so wichtig sind:
- Übung schafft Handlungssicherheit (in Notfällen keine Zeit zum Nachdenken)
- Reanimation lernt man nur durch Üben an Puppen
- Fragen stellen, Unsicherheiten klären
- Rechtliche Absicherung (in Deutschland Pflicht zur Hilfeleistung, aber keine Strafbarkeit bei Fehlern als Laie)
Kursangebote:
- Grundkurs (9 Stunden): Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Verbände, häufige Notfälle – Kosten: 40-60 Euro
- Auffrischung (4-6 Stunden): Wiederholung wichtigster Maßnahmen – Kosten: 30-50 Euro
- Kindernotfälle (Spezial): Besonderheiten bei Babys/Kindern – Kosten: 50-80 Euro
- Outdoor/Wilderness First Aid: Für Prepper ideal – Notfälle ohne schnelle Rettung – Kosten: 100-300 Euro
Anbieter:
- Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
- Johanniter
- Malteser Hilfsdienst
- Arbeiter-Samariter-Bund (ASB)
- Private Anbieter (oft spezialisiert auf Outdoor/Tactical)
Empfehlung: Alle 2 Jahre Auffrischung, auch wenn nicht vorgeschrieben.
Rechtliches: Pflichten und Schutz bei Erster Hilfe
Pflicht zur Hilfeleistung (§ 323c StGB):
- In Deutschland bist du verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten (wenn zumutbar)
- Unterlassene Hilfeleistung ist strafbar (Geldstrafe oder bis 1 Jahr Haft)
Schutz vor Haftung:
- Als Laie kannst du NICHT für Erste-Hilfe-Fehler haftbar gemacht werden (solange du grob fahrlässig oder vorsätzlich handelst)
- “Im Zweifel helfen” ist IMMER richtig
- Nicht helfen ist das einzige, was strafbar ist
Eigenschutz hat Vorrang:
- Du musst dich nicht selbst in Lebensgefahr bringen
- Bei ansteckenden Krankheiten, Gewalt etc.: Eigene Sicherheit zuerst
Fazit: Erste Hilfe kann Leben retten – auch deins
Erste-Hilfe-Wissen ist keine optionale Zusatzkompetenz. Es ist eine grundlegende Fähigkeit, die jeder Mensch haben sollte – und die in Krisensituationen überlebenswichtig wird.
Die gute Nachricht: Du musst kein Arzt sein. Die wichtigsten lebensrettenden Maßnahmen – Wiederbelebung, Blutung stoppen, stabile Seitenlage – kann jeder lernen. Ein Kurs dauert 9 Stunden und kostet 50 Euro. Das ist weniger Zeit als eine Netflix-Serie – aber das Wissen kann Leben retten.
Kombiniert mit einem gut ausgestatteten Erste-Hilfe-Set bist du auf medizinische Notfälle vorbereitet – egal ob im Alltag oder in echten Krisenlagen, wenn professionelle Hilfe nicht schnell verfügbar ist.
Dein erster Schritt heute:
Melde dich für einen Erste-Hilfe-Kurs an. Nicht irgendwann – heute. Geh auf die Website vom Roten Kreuz, such einen Termin in deiner Nähe, und buche.
Und während du auf den Kurs wartest: Kauf dir ein Erste-Hilfe-Set (oder stelle eines selbst zusammen) und platziere es gut sichtbar und erreichbar in deiner Wohnung.
Das sind zwei einfache Schritte. Aber im Notfall können sie den Unterschied zwischen Leben und Tod machen – für andere, und vielleicht auch für dich selbst.



